Hersteller streben nach Konsolidierung und Standardisierung
Dies steht jedoch in diametralem Gegensatz zu einem anderen wichtigen Bestreben der Hersteller. Sie wollen den derzeitigen Wildwuchs in der Automobilelektronik drastisch reduzieren und möglichst einheitliche Plattformen und Kommunikationswege für die verschiedenen elektronischen Komponenten einführen. Damit verfolgen sie das Ziel, Hardware- und auch Entwicklungskosten zu sparen, denn jede Plattform erfordert unterschiedliche Werkzeuge und Know-how. Außerdem sind sie daran interessiert, elektronische Komponenten modellübergreifend einsetzen zu können, vergleichbar mit den Plattformstrategien für mechanische Komponenten, die etwa seit Anfang des Jahrtausends populär sind.
Heutige Automobile haben bis zu 100 verschiedene Prozessoren für unterschiedlichste Funktionen und bis zu sieben Busse für die Kommunikation zwischen ihnen und den Sensoren oder Aktoren. Entsprechend komplex ist die Softwareumgebung - 100 Millionen Codezeilen sind im Pkw keine Seltenheit. Die Konsolidierung auf wenige Hardware-Plattformen und Ethernet als einheitlicher Kommunikationskanal bietet daher erhebliche Einsparpotenziale. Allerdings muss bei dieser Konsolidierung sichergestellt werden, dass die einzelnen Anwendungen, insbesondere die sicherheitskritischen, strikt von allen anderen getrennt sind, auch wenn sie auf der gleichen Hardware laufen.
PikeOS für die sichere Trennung von Anwendungen
Mit PikeOS stellt SYSGO den Entwicklern eine Umgebung zur Verfügung, die eine solche Trennung gewährleistet und sich bereits in der Flugzeugindustrie mit ihren mindestens ebenso hohen Sicherheitsanforderungen bewährt hat. PikeOS stellt eine modulare Software-Architektur dar, die mehrere eingebettete Anwendungen auf einer einzigen Hardware-Plattform integriert. PikeOS bietet sowohl ein vollwertiges Echtzeitbetriebssystem (Hard RTOS) als auch ein Virtualisierungs- und Partitionierungssystem, um die speziellen Anforderungen von Automobilanwendungen zu unterstützen. Die Basis der PikeOS-Plattform ist ein kleiner, zertifizierbarer Mikrokernel, der eine Virtualisierungsinfrastruktur bereitstellt. Damit ist es möglich, verschiedene Anwendungen und Ressourcen in sicheren, individuellen Partitionen unterzubringen.
Da die automobilen Anwendungen von unkritischen Infotainmentsystemen bis hin zu hochkritischen Steuerfunktionen im Fahrzeug reichen, bietet PikeOS dementsprechend eine breite Palette von Gastbetriebssystemen, so genannten "Guest OS": von POSIX® über Linux und Android bis hin zu AUTOSAR oder COVESA. Dank der strikten Trennung der einzelnen Partitionen voneinander können Anwendungen unterschiedlicher Kritikalitätsstufen und mit verschiedenen Sicherheitsniveaus in einer gemischten Umgebung auf einer einzigen Standard-Hardwareplattform laufen. Dank der integrierten Zeitpartitionierung spielt es keine Rolle, ob die Anwendungen in Echtzeit laufen oder nicht.